Erinaceus europaeus  ist der in Europa lebende Braunbrustigel, auch Westeuropäischer Igel oder Westigel genannt. Er ist ein Säugetier aus der Familie der Igel (Erinaceidae).

Größe

Ein adulter Igel wird zwischen 24 bis 28 cm groß und wiegt ca 800-1500g, wobei Männchen in der Regel schwerer sind als die Weibchen. Äußerlich lassen sich Männchen und Weibchen nur an der Lage der Geschlechtsorgane unterscheiden (sie Grafik unter „Erste Maßnahmen“).

Stachelkleid

Bei der Geburt besitzen die Igelbabys schon um die 100 in die Haut eingebettete Stacheln. So kann die Mutter während der Geburt nicht verletzt werden. Ein paar stunden später sprießen die weißen Stacheln. Noch sind sie relativ weich, die festen und entgültigen Stacheln, welche nun eine dunkelbraune Farbe mit helleren Spitzen haben, wachsen nach ca 14 Tagen bis vier Wochen. Ein Stachel kann bis zu 18 Monate „alt“ werden.
Ein ausgewachsenes Tier hat bis zu 8000 Stacheln, wovon jeder Einzelne von einem eigenen kleinen Muskel bewegt wird. Ein entspanntes Tier hat ein angelegtes Stachelkleid. Fühlt er sich bedroht oder schläft, so stellt er die Stacheln auf.

Sinnesorgane

Igel haben eher schlechte Augen. Sie verlassen sich auf ihren Geruchssinn und ihr gut ausgebildetes Gehör, welches in den Ultraschallbereich geht.
Außerdem besitzen Igel ein zusätzliches Organ. Das Jacobsonsche Organ. Begegnet der Igel einem ihm unbekannten Geruch, so beschnuppert er diesen intensiv. Auch beleckt oder kaut er an dem „Objekt“ herum. Dadurch bildet sich ein weißer Speichel, den der Igel dann versucht, sich auf seinen Rücken zu „spucken“. Hat man sowas noch nicht beobachtet und sieht es das erste Mal, könnte man denken, der Igel hat ein Problem. :-D

Igel beim Einspeicheln
 

 

Lautäußerungen

Ja, Igel machen auch Geräusche. Sie können fauchen, schreien (aus Angst oder vor Schmerz. Die meissten Igel "leiden" allerdings still.) und "uckern" . Igelbabys zwitschern, was an die Laute von Küken erinnert.

 
Zwitschernde Igelbabys Fauchender Igel
   
 
Dieser Igel schreit aus Angst.
Er fiel bei einer Katzeneinfangaktion auf und kam deshalb auf die Station. Verletzt war er nicht.
Video von Nicole.
 

Nahrung

Igel sind „Fleisch“fresser. Ihre Hauptnahrung besteht aus Käfern, Schmetterlingslarven und leider in der Not auch Regenwürmer und Schnecken. Diese sind Überträger vieler Innenparasiten. Obst und Gemüse fressen Igel nicht, auch wenn das immernoch verbreitet wird.

Ein Igelbaby in Pflege lernt das Jagen.

 

Fortpflanzung

Die Paarungszeit des Igels ist zwischen Mai und August.
Das Paarungsritual nennt man „Igelkarussel“, denn das Männchen umrundet erstmal ständig das ihn abwehrende Weibchen. Nach einiger Zeit hört sie auf ihn abzuwehren und es kommt zur Paarung. Dazu legt die Igelin ihre Stacheln an, damit sich der Igel nicht verletzt.
Nach einer Tragzeit von ungefähr 35 Tagen bringt die Igelin 2 bis 10 noch blinde und taube Junge zur Welt, die zwischen 12 und 25 g wiegen. Nach zwei Wochen öffnen sich Augen und Ohren, nach drei Wochen kommen die Zähne durch. Mit etwas mehr als drei Wochen unternehmen die Igeljungen kleinere Ausflüge, bei denen sie anfangen, feste Nahrung aufzunehmen. Und das, obwohl sie noch (tagsüber) gesäugt werden (ungefähr 6 Wochen). Dabei hilft ihnen ihr Instinkt, zu wissen, was fressbar ist und was nicht. Die Mutter geht nachts auf Futtersuche und bleibt tagsüber im Nest. Nach sechs Wochen sind die Jungtiere selbstständig und fangen an sich abzunabeln.

Winterschlaf

Da es in den Wintermonaten kaum noch Insekten gibt, geht der Igel in den Winterschlaf. Nach der Paarung bzw Aufzucht der Welpen, frisst sich der Igel ein Fettpolster an, welches als Energiereserve dient. Die Jungtiere beginnen nach dem Abnabeln von der Mutter damit. Jungtiere benötigen je nach Jahreszeit mind 700g, adulte Tiere ab 1000g.
Im Winterschlaf schlägt das Herz des Igels ca 8 Mal pro Minute (wach ca 180 Schläge/Min). Die Atemzüge verringern sie auf 3-4 Mal pro Minute (normal 40-50 Atemzüge).Auch ihre Körpertemperatur sinkt. Normal haben sie 36°C, im Winterschlaf um die 5°C. Bei etwa 5° C Außentemperatur produziert der Igel wieder Wärme, um eine Minimaltemperatur zu erhalten und nicht zu erfrieren. Der Winterschlaf dauert 5-6 Monate und der Igel verliert dabei 20-40% seines Körpergewichtes. Manchmal wachen Igel kurz auf, bleiben dabei aber im Nest. Anfangs kann es auch mal sein, dass sie ein paar Tage „schlafen“ und dann nochmal aus dem Nest kommen.
Ab einer konstant anhaltenden Außentemperatur erwacht der Igel langsam aus seinem Winterschlaf. Dieser Vorgang dauert mehrere Stunden. Durch die erhöhte Energieaufwendung (bis fünffach erhöhte Durchblutung und die stark beschleunigte Herz- und Atemfrequenz) beginnen die Muskeln zu zittern, besonders in den Beinen.

Lebenserwartung

Ein Igel kann bis zu 7 Jahre alt werden.
Laut Abschlussbericht der „Forschungsgruppe Igel“ erreichen leider nur ca 0,7% der Igel dieses Alter. 45,6% der markierten Igel der Forschungsgruppe wurden nur 1 Jahr alt, 24%  2 Jahre, 19,5% 3 Jahre. Die Jahre 4-6 liegen zwischen 5,8 %- 0,7 %.
Hauptursache dafür ist der Mensch. Zu viele Autos, weniger Lebensraum, Insektenrückgang durch zu cleane Gärten und dem Einsatz von Pestiziden. Der Rückgang der Nahrung bedeutet für viele Igel den sicheren Tod im Winterschlaf. Sie haben dadurch zu wenige Fettreserven und verhungern und/oder erfrieren im Schlaf. Auch der teils rücksichtslose Einsatz von leichten und schweren Gartengeräten wie Freischneider, Rasenmähroboter, große Mähwerkzeuge von Gartenbaufirmen, kostet viele Igel das Leben (einige Fotos der Verletzungen könnt ihr unter dem Menüpunkt „Igel gefunden-Beurteilung Hilfsbedürftigkeit“ sehen.). Auch ungesicherte Pools und Kellerschächte und jagende Hunde können den Igeln zum Verhängnis werden.

Lebensraum

Es ist immernoch in den Köpfen der Menschen, dass Igel im Wald leben.
Dem ist nicht so. Igel sind Kulturfolger.
Das bedeutet, dass sie in der Nähe der Menschen wohnen, da sie dort (mittlerweile) bessere Lebensbedingungen vorfinden, als in den Monokulturen der freien Landschaft.
Ihr ursprünglicher Lebensraum - die vielfältig bewachsene Feldflur und ihre Saumbiotope (und daher das große Nahrungsangebot)- wurde durch den Eingriff des Menschen weitgehend zerstört.
Durch den Einsatz von Dünger und Bioziden wird die Monokultur weiter verstärkt, sodass die Igel sich den Verhältnissen soweit anpassten, dass sie nun menschliche Siedlungen bevorzugen.

Die Reviergröße von Männchen in ländlichen Gegenden beträgt bis zu 100 Hektar, der  Aktionsradius der Weibchen hingegegen liegt bei um die 30 Hektar.

Daher eine große Bitte:

Es ist an uns Menschen, wieder mehr auf den Igel zu achten. Pflanzt mehr Insektenfreundliche Pflanzen.
Lasst auch mal eine Ecke im Garten ein bischen „wilder“ und errichtet einen Laubhaufen in einer Ecke des Gartens. Oder eine Benjeshecke.
Kauft ein Igelfutterhaus (siehe Beispiel unter „Igel auswildern“) und füttert den Igel ganzjährig zu.
Schaut beim Rasenmähen unter die Büsche. Gerade im Sommer liegen dort Igel am Gebüschrand im Schatten und schlafen. Schaut auch besonders unter Hecken, wenn ihr diese roden wollt.
Lauft einfach mit offenen Augen durch die Welt.

Die Igel werden es euch danken!